Jeanette betätigte die Spülung, sperrte die Tür auf und ging hinaus. Es war Winter, halb sieben am Abend und das Mädchen befand sich allein am Schulklo. Sie musste noch Vorbereitungen für den Schulball am nächsten Abend treffen. Sie wollte gerade in den Vorraum der Toilette gehen, als sie einen kalten Lufthauch spürte und ein seltsames "Chhhhh" hinter sich hörte. Sie erstarrte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihr Atem wurde heftiger, stockend. "Ganz ruhig. Das war nur ein Luftzug der durch´s undichte Fenster kam. Kein Grund zur Panik. Was soll den schon passieren?", versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Sie drehte sich langsam um. Johnny (so nannten sie ihre Freunde) blickte auf eine kurze Reihe offener Türen und auf das dahinter liegende, kleine Fenster. "Na also! Nichts! Absolut nichts vor dem du dich fürchten musst", sagte sich zu sich selbst. Jeanette ging in den Vorraum und sah in den Spiegel. Sie wusch sich ihre Hände, als es plötzlich eiskalt im Raum wurde. Sie stutzte, dann schüttelte das Mädchen den Kopf. "Nur wieder eine Einbildung", dachte sie. Doch als Johnny kurz in den Spiegel blickte, setzte ihr Herz aus. Hinter ihr stand eine leichenblasse, geisterhafte Frau mit langen, verfilzten schwarzen Haaren, die ihr ins Gesicht hangen. Sie hatte ein zerfetztes, schmutziges, blutverschmiertes Leichenkleid an. Mit gesenktem Kopf starrte sie das geschockte Mädchen aus dunklen, bösen, toten Augen kalt und mordsüchtig an. Jeanette riss die Augen auf und drehte sich mit einem Keuchen um. Doch hinter ihr war niemand! Nichts, rein gar nichts! Sie schluckte schwer. Dann sah sie zitternd, vorsichtig wieder in den Spiegel. Johnny atmete leise auf. Auch im Spiegel war nichts zu sehen. Sie ging zur Tür und wollte hinausgehen. Doch sie ließ sich nicht öffnen. Sofort kam diese schrille, kalte Panik zurück. Sie riss an der Türklinke, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Hinter ihr rührte sich etwas. Sie sah oder hörte es nicht. Sie spürte es! Ein Blitz durchfuhr Johnny, als sie hinter sich ein schrecklich klingendes, raues Geräusch wahrnahm. Es hörte sich trocken, leidend, blutdurstig an! In ihren Augenwinkeln sah das Mädchen wieder diese dunkle, tote Frau. Sie war direkt hinter ihr und hatte den Mund geöffnet. Aus ihrer Kehle kam dieses furchtbare Geräusch! Jeanettes Bauch verkrampfte sich, sie konnte nicht mehr atmen. Die Frau legte ihre rechte eisig kalte, bleiche Hand auf Johnnys Schulter, die andere auf ihre Stirn. Die Rechte strich von der Schulter des Mädchens vor zu ihrem Kinn. Jeanette hatte ihre Augen weit aufgerissen und starrte auf die mit weißen Lack gestrichene Tür vor ihr. Sie wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton heraus. Es war so schrecklich! Dieses hässliche Geräusch in ihren Ohren und die toten Hände in ihrem Gesicht! Doch es war als hätte sie keinen eigenen Willen. Johnny sah ihr ganzes Leben vor sich ablaufen bevor ihr die Tote mit einem geschicktem Ruck das Genick brach!!!